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Leseprobe

 

Die Steigung der Straße strengte ihn heute mehr an als sonst, er kämpfte sich mühsam vorwärts. Tini wusste natürlich, dass es nach Hause ging, sie trippelte immer schneller vorwärts, sprang über ein Büschel hohes Gras und verschwand im Dunkel der Wiese. Stefano schritt gegen den Berg an, blieb stehen und verschnaufte. 

"Tini!", rief er leise. Ihr Glöckchen klingelte irgendwo rechts vorn. Er ging weiter, dem letzten Drittel des Weges entgegen. "Tini!", rief er abermals und pfiff. Doch sie kam nicht.

Er horchte auf das Glöckchen, vernahm jedoch keinen Laut. "Tini?"

Nichts tat sich. Er bemerkte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Er wusste nicht, ob es wegen der Anstrengung oder wegen der Sorge war, dass Tini etwas zugestoßen sein könnte. Wieder pfiff er und betrat die Wiese mit vorgestrecktem Hals, um zu sehen, ob er sie nicht irgendwo im Dunkel erkennen konnte. Dann endlich nahm er links, etwas oberhalb von sich, ein Schimmern wahr. Etwas kam aus der Dunkelheit auf ihn zu, schwebte ihm förmlich entgegen. Es waren zwei, dann drei, dann vier weiße Schemen, oval und unkonkret. Erst dachte er an weiße Eulen und fand diesen Gedanken allein schon seltsam. Dann, im Näherkommen, lösten sich allmählich Formen aus der Schwärze, und er erkannte, dass es Personen waren und die Schemen ihre blassen Gesichter. 

"Stefano?", hörte er eine Stimme sagen.

"Ja", antwortete er und meinte, ganz kurz Tinis Glöckchen zu hören. 

 

                                                                                                           Copyright Alessandro Montano